X-Tutorial: Trans* Geschichte(n) – Wenn sich Wissenschaft und Öffentlichkeit treffen

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Was ist ein X-Tutorial:

“X-Tutorials sind kollaborative studentische Forschungsprojekte, die von Studierenden initiiert und durchgeführt werden: Zwei studentische Projektleiter:innen forschen mit weiteren Studierenden als Team zu einem Thema ihres Interesses. X-Tutorials laufen über zwei Semester. Ziel ist es, den Studierenden bereits früh im Studium den Freiraum zu geben, um weitgehend eigenständig an einer eigenen Forschungsfrage zu arbeiten.”

Quelle

https://www.berlin-university-alliance.de/en/commitments/teaching-learning/sturop/tutorials/index.html

https://www.berlin-university-alliance.de/en/commitments/teaching-learning/sturop/tutorials/archiv/wise24-25/Trans_-Geschichte_n_/index.html

Fach-Betreuer*inDr. Nina Reusch und  Prof. Dr. Martin Lücke

Was ist unser Forschungsprojekt?: Unser Forschungsprojekt erkundet die Gestaltungsmöglichkeiten von Trans* Geschichte(n) in der Public History. Gemeinsam mit unseren Kommilitoninnen wollen wir zu Trans Geschichte(n) forschen und reflektieren, wie diese Geschichten für die breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Auf diese Weise möchten wir ein noch junges Feld stärken und aus studentischer Perspektive diversifizieren – die Quellengrundlage bilden Nachweise von trans* Lebensweisen aus allen möglichen Epochen und Themenfeldern.

Warum ist das geplante Forschungsprojekt relevant?: Im deutschen Raum der Public History wird erst seit wenigen Jahren und nur in geringem Maße zu Trans* Geschichte(n) gearbeitet. Auch fehlen in den deutschen Hochschulen Seminare zu diesem Thema – diese Lücke möchten wir schließen. Zugleich gibt es seit Mitte der 2010er eine steigende gesellschaftliche Aufmerksamkeit für Thematiken rund um Trans*, auf die die Public History reagieren kann und sollte, indem sie sich mit einem breiten methodischen Spektrum außerhalb von akademischen Räumen mit Trans* Geschichte(n) beschäftigt.

Welchen Nutzen hat das Projekt für die Gesellschaft, für die Wissenschaft und/ oder für praktische Anwendungsfelder?: Unser Projekt schafft studentischen Raum in einem jungen Forschungsfeld und beteiligt sich früh an einem Wissensdiskurs. Ebenso hinterfragt es dank seiner Peer-to-Peer Methode – spezifisch der des “forschenden Lernens” – und seiner thematischen Verknüpfung Machtdynamiken in der Wissenschaft. Es schafft Aufmerksamkeit für ein äußerst aktuelle politisches Themen zu Trans* Lebensweisen (Selbstbestimmung und Geschlechtergerechtigkeit) und ordnet diese historisch ein. Die im Projekt entstandenen Arbeiten können auch nach dem Seminar erweitert werden. Zudem könnte das Seminar ein wiederholbares Format werden (Stud. Symposium der Trans* Public History) und eine nachhaltige Kontinuität der studentischen Beteiligung an den Berliner Universitäten schaffen. Schlussendlich hinterfragt das Projekt auch das Narrativ, das Trans* und Queer-sein eine Erfindung der Moderne ist.

Was ist die übergeordnete Forschungsfrage des geplanten Forschungsprojekts?

  1. Wie können wir den öffentlichen Diskurs rund um Trans* Leben von Geschichtswissenschaftlicher Seite bereichern, formen und voranbringen?
  2. Wo treffen sich Wissenschaft und öffentlicher Diskurs und wie können “Differenzen” überbrückt werden?

Welche Teilfragen könnten die Studierenden bearbeiten?

  1. Wie können Trans* Narrative/Geschichte(n) produktiv und sinnvoll (wissenschaftlich) aufgearbeitet werden, um sie zugänglich für die breitere Öffentlichkeit zu machen?
  2. Welche medialen Formate können in der Wissenschaftskommunikation Verwendung finden?
  3. Wie erzählen wir Trans* Geschichte über historische Subjekte menschlich?
  4. Wie kann die Wissenschaft die zunehmende Gewalt gegen Trans* Menschen adressieren? Wo überschneiden sich Anti-Intellektualismus und Transphobie?
  5. Welche Herausforderungen und Möglichkeiten gibt es für Studierende (und werdende Akademiker) am thematischen Diskurs der Trans* Geschichte teilzunehmen?
  6. Wie arbeiten wir nachhaltig zusammen (Kollaboration) um Trans* Geschichte(n) an die Öffentlichkeit zu bringen? Wie beeinflusst mein Leben außerhalb meines Studiums mein wissenschaftliches Arbeiten?

Wie ist das methodische Vorgehen zur Bearbeitung der Frage(n)?: Das Seminar ist als Blockseminar geplant (vier zweitätige Sitzungen im Semester, jeweils Freitags und Samstags). Inhaltlich bekommen die Studierenden zunächst die Möglichkeit mit uns das Feld der Trans* Geschichte (näher) kennenzulernen. Hierfür werden Raum für Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen mit Bezug zur Trans* Geschichte schaffen, die in Kurzvorträgen ihre Projekte präsentieren werden und anschließend mit den Studierenden diskutieren werden. Die Vortragssitzungen sind thematisch aufgeteilt, vom Mittelalter, der Frühen Neuzeit, der Neuesten Geschichte, der Zeitgeschichte, zu Erinnerungskultur. Ziel ist es mit Hilfe der Vorträge einen Einblick in die diversen Themen der Trans* Geschichte zu geben und die Studierenden dabei zu unterstützt, ein Themenfeld zu finden, welches sie in einem eigenen Projekt erforschen möchten. Anschließend werden wir wir uns der kritischen Aufarbeitung der Inputs (Vorträge, Texte, andere mediale Formate) sowie der anschließenden Anwendung in der eigenen Forschungsarbeit widmen mit dem übergeordnete Ziel für die Studierenden die eigenen Arbeit für den öffentlichen Diskurs mit Hilfe der diversen Methodiken der Public Histor zu adaptieren.

Welches Abschlussprodukt ist geplant?: Die Tutorialreihe zielt auf zwei aufeinander aufbauende Abschlussprojekte ab. Im ersten Semester werden wir zusammen mit den Studierenden auf einen Pitch für ein Forschungsprojekt hinarbeiten, welches an eine der Forschungsfragen anknüpft. Im zweiten Semester werden wir die gepitchten Projekte aufgreifen und ein “Sample” der Projekte ausarbeiten. Abschließend werden die Ergebnisse der Studierenden in einem kollaborativ organisierten Symposium vorgestellt. Insgesamt hoffen wir Studierenden so die Möglichkeit zu geben, Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten und Präsentieren zu sammeln und ihnen einen Eindruck von der akademischen Welt zu geben, die gerade für junge Studierende nicht immer zugänglich ist.

Teilnehmende und Studierende: Das Tutorial ist an B.A. (ab dem 3. Fachsemester) und M.A. Studierende aus den Geisteswissenschaften adressiert. Die Studierende sollten Erfahrung im (geistes-)wissenschaftlichen Arbeiten (besonders Quellenarbeit) mitbringen, sowie ein grundsätzliches Interesse an queeren und trans* Themen. Fortgeschrittene Kenntnisse der englischen Sprache sind von Vorteil.

Welche Rolle haben die Studierenden, welche Rolle haben Sie als Projektleiter*in?: Wir möchten hierarchische Strukturen größtenteils vermeiden und den Teilnehmenden in Kollaboration auf Augenhöhe begegnen. Die Studierenden werden innerhalb des Tutorials die Rolle von Forschenden, mit wissenschaftlich-informierten Projekten und aktive Mitgestalterinnen der Sitzungen einnehmen. Als Projektleiterinnen gestalten wir die Sitzungen in Rücksprache mit den Studierenden. Aufgrund unseres eigenen Hintergrunds im Bereich Trans* Geschichte, sehen wir uns in einer Tutor*innenrolle, in der wir die Studierenden bei der Entwicklung ihrer Projekte unterstützen können.


Über uns

Jonah Reimann

Jonah studiert Public History im Master und hat einen Bachelor in Geschichte und Philosophie. Jonahs Forschungsinteressen sind Trans* Zeitgeschichte in Deutschland und den USA, Queere und Marxistische Theorie und die Schnittstelle von Politischer Geschichte und Emotionsgeschichte. In deren erstem Forschungsprojekt beschäftigte sich Jonah mit Eingaben von Trans* DDR-Bürger*innen in den 1960ern und 70ern. Neben dem Studium arbeitet er im Netzwerk „Queere Zeitgeschichten im deutschsprachigen Europa“ und ehrenamtelt bei verschiedenen Berliner Hilfs- und Sozialarbeitsstrukturen.

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Anna-Lena Almstedt

Ich studiere derzeit den Public History Master an der Freien Universität. Zuvor habe meinen Bachelor in Englisch und Geschichte an der FU Berlin abegschlossen und einen einjährigen Geschichts Master an der University of Edinburgh erworben. Mein thematischer Schwerpunkt liegt auf frühneuzeitlicher Geschichte, Gender- und Queer Studies sowie Postkolonialer Theorie.

Meine Bachelorarbeit „The Biography of Ayuba Suleiman Diallo – Construction of an ‘African Gentleman’“ untersuchte die Biographie von Ayuba Suleiman Diallo, einer der ersten Lebensgeschichten eines Ex-Sklaven, die in England veröffentlicht wurde. Sie analysiert, wie der weiße englische Autor Diallo als „afrikanischen Gentleman“ konstruiert, um die Rolle der Royal African Company als vermeintliche Wohltäter zu rechtfertigen, während gleichzeitig die Institution der Sklaverei aufrechterhalten wird.

In meiner Masterarbeit „Catharina Margaretha Linck or Anastasius Rosenstengel – Gender Trasngressions in early modern Prussia“ befasste ich mich mit den Herausforderungen der historischen Darstellung frühneuzeitlicher Trans* Geschichte und analysiere kritisch die Biographie „In Männerkleidern“ (2021) von Angela Steidele aus queer- und trans*historischer Perspektive.

Besonders fasziniert mich die Schnittstelle zwischen Wissenschaftskommunikation und Public History. Zukünftig plane ich, meinen akademischen Weg mit einer Promotion fortzusetzen und meine Expertise in der Public History auszubauen. Mein Ziel ist es, historische Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und durch innovative, kritische Ansätze neue Perspektiven auf die Vergangenheit zu eröffnen.

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Victoria Brandenburg

Ich studiere Informatik im Monobachelor an der Freien Universität Berlin und arbeite nebenbei als Softwareentwicklerin mit einem Schwerpunkt in Quality Assurance. Meine akademischen Interessen konzentrieren sich vor allem auf Wissenschaftskommunikation und interdisziplinäre Aspekte der Informatik in Bezug auf die Geisteswissenschaften (u. a. Digital Humanities). Speziell interessieren mich dabei aufgrund meiner eigenen Transidentität Sachverhalte wie die Rolle von Minderheiten in der Geschichte der Informatik und aktuelle Fragen zu Diskriminierung durch automatisierte Systeme.

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